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Filmkritiken

Avatar

„Just relax and let your mind go blank. That shouldn’t be too hard for you.“

Dr. Grace Augustine

»Avatar« (USA 2009)
Buch und Regie: James Cameron, Kamera: Mauro Fiore, Schnitt: John Refoua und Stephen E. Rivkin, Musik: James Horner
Darsteller: Sam Worthington (Jake Sully), Zoë Saldana (Neytiri), Sigourney Weaver (Dr. Grace Augustine), Stephen Lang (Colonel Miles Quaritch), Michelle Rodriguez (Pilotin Trudy Chacon), Joel Moore (Norm Spellman)

Die Geschichte ist bekannt und schnell erzählt: ein gieriger Konzern beutet, unterstützt von skrupellosen Militärs einen Urwald aus, schickt einen Kundschafter zu den Eingeborenen, der lernt Land und Leute schätzen, verliebt sich in seine Betreuerin und muss sich entscheiden, auf wessen Seite er in dem sich zuspitzenden Konflikt steht.

Die Variante bei Camerons Film sind die sogenannten Avatare, die aus Genen von Einheimischen und Menschen erschaffen wurden. Um sie zu steuern, legt sich der menschliche Genspender in eine Art Solarium, das den Geist in den Kunstkörper überträgt. Sobald ein Avatar einschläft, »erwacht« der Mensch und erstattet Bericht. Das Avatar bleibt so gut wie leblos an Ort und Stelle, bis Mensch sich wieder in den Apparat legt.

Was ich bisher an 3D gesehen hatte, wirkte nur wie billige Effekthascherei. Und bei dem ganzen Rummel im Vorfeld, den Infos (»blaue Elfen«, mehr als 60% des Films computergenerierte Bilder) und den Artikeln, die ich gelesen hatte(z. B. »Der mit den Schlumpfkatzen tanzt«), waren meine Erwartungen an den Film nicht besonders hoch.

An der Kinokasse dann die erste Überraschung: *zwei* Filme ausverkauft, »Soul Kitchen« und – »Avatar«. Glücklicherweise wurden nicht alle Vorbestellungen abgeholt und es kamen alle Wartenden ins Kino.

Die zweite Überraschung: Der Film hat mich komplett umgehauen. Die 3D-Sicht verleiht dem Geschehen eine Tiefe, dass die Leinwand wie ein Fenster in eine andere Welt wirkt; was der Film ja auch ist: der Star ist zweifellos der Mond Pandora. Man kann sich gar nicht satt sehen an diesen Wäldern mit den exotischen Tieren und Pflanzen, ist ständig nur am Gucken, Entdecken und Staunen. Und beim Ausflug in den Dschungel hat man durch die 3D-Ansicht das Gefühl, die Moskitos schwirrten einem direkt um die Nase herum.

Genauso sorgfältig sind Raumschiffe, Flugzeuge und die Kommandozentrale entworfen. Die gezeigte Technik ist vom Feinsten: so ist zum Beispiel das Personal anstelle von Bildschirmen mit halbtransparenten holografischen Anzeigen umgeben – da wirkt die Brücke des letzten Raumschiff-Enterprise-Films im Vergleich wie kalter Kaffee.

Natürlich hat Cameron Unmengen Teile aus der Filmgeschichte geklaut, natürlich ist die Mimik bei den animierten Charakteren immer noch weit von Schauspielern entfernt (wenn auch besser als alles bisher dagewesene). Aber bei diesem bildgewaltigen Werk ist das nebensächlich. Und bei den Actionszenen zeigt Cameron wieder einmal, wo der Hammer hängt.

Leider fand ich die Musik von James Horner, den ich sonst sehr schätze (»Star Trek 2«, »Titanic«), etwas schwach. Da ist kein einziges Thema dabei, das im Gedächtnis bleibt, die Komposition wirkt ungewohnt lieblos. Schade. Muss ich mir beim Online-Versender nochmal anhören.

Was ich James Cameron ein wenig übel nehme, ist, dass er Zoë Saldana (in der Hauptrolle als Eingeborene Neytiri) im Film hat und uns ihr »normales« Aussehen vorenthält.

Fazit: »Avatar« hat alles, was ein Film idealerweise bieten kann: für ein paar Stunden in eine fremde Welt eintauchen und den Alltag vergessen. Ein Film, der Maßstäbe setzt für das Action- und Science-fiction-Genre. Die neu entwickelten 3-D-Techniken und Effekte haben die Meßlatte für künftige Produktionen in schwindelerregende Höhen verschoben. Wie nach Spielbergs »Jurassic Parc« mit seinen lebensecht wirkenden Dinosaurieranimationen habe ich den Eindruck, dass eine grundlegende Neuerung geschehen ist.

Unbedingt anschauen, und unbedingt in 3D. Es lohnt sich!

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Gesetz der Rache

Normalerweise verfasse ich meinen Filmbericht am Tag nach dem Kinobesuch. Bei »Gesetz der Rache« (Law Abiding Citizen) habe ich über eine Woche lang überlegt, ob ich überhaupt etwas schreibe.

Der Film erzählt die Geschichte eines Familienvaters (Gerald Butler), dessen Tochter und Frau brutal (fast) vor seinen Augen ermordet wurden. Weil dem Staatsanwalt (Jamie Foxx) die Verurteilungsquote wichtiger als Gerechtigkeit ist, wird per Deal einer der Täter zur Todesstrafe, der andere – weil er gegen seinen Kumpan aussagt – nur zu einer Haftstrafe verurteilt. Darauf hin nimmt der Vater die Vergeltung in die Hand, wird geschnappt und beginnt selbst mit dem Staatsanwalt verschiedene haarsträubende Deals abzuschließen, um der Justiz ihre Blindheit vor Augen zu führen.

Das hätte mit einem besseren Drehbuch ein interessanter Film werden können. So hat er scheunentorgroße Löcher in der Handlung und man weiß hinterher nicht, ob man gestehen darf, diese Gewaltorgie gesehen zu haben – und wundert sich über die Freigabe ab 16 Jahren, während Filme wie »Savage Pampas« FSK 18 haben. Es gab keinen Symphatieträger, weder Staatsanwalt noch Bösewicht, vielleicht noch Colm Meany als Ermittler. Wenigstens streckenweise wars spannend, sonst wäre es ein Totalausfall gewesen.

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Illuminati

»Hurra, der Symbologe ist da.«

»Illuminati« (Angels and Demons), USA 2009

Regie: Ron Howard, Drehbuch: David Koepp und Akiva Goldsman nach dem Roman von Dan Brown, Kamera: Salvatore Totino, Schnitt: Daniel P. Hanley und Mike Hill, Musik: Hans Zimmer

Darsteller: Tom Hanks, Ewan McGregor, Ayelet Zurer, Stellan Skarsgård, Armin Mueller-Stahl

Der Film hat ein Problem: fast jeder hat das Buch gelesen und weiß ungefähr, was bei dieser Schnitzeljagd durch Rom kommt und wer’s war. Was könnte schlimmer sein bei einem Thriller?

Trotzdem ist der Film recht unterhaltsam geworden. Und Gott sei Dank hat man auf eine extrem unrealistische Szene aus dem Buch gegen Ende verzichtet. Die Schauspieler machen ihren Job ganz passabel, mehr nicht. Einzig Ewan McGregor ragt etwas hervor. Die Musik von Hans Zimmer ist ganz nett, die Ausleuchtung fand ich recht düster, die Kopie ziemlich körnig.

Ich hätte doch den Weg nach Karlsruhe zur englischen Originalfassung auf mich nehmen sollen, die Akzente mancher Personen waren in der Synchro extrem gekünstelt. Und es würde mich interessieren, wie der Film in der digitalen Version aussieht (außerdem hat es der Vorführer geschafft, die ersten paar Minuten das Licht anzulassen, naja, vermutlich ein Vorführer für ein Dutzend Säle).

Ganz passable Durchschnittsware, die man nicht gesehen haben muss. Das Buch ist allemal spannender!

3 von 5 Sternen.