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Veranstaltungstipp: 17. Todd-AO-Festival

Es ist mal wieder so weit: für den 6. bis 8. Oktober 2023 lädt die Karlsruher „Schauburg“ alle Filmverrückten zum 70mm-Festival ein. Hier ein Blick auf das angekündigte Programm.

ACHTUNG: bei den Angaben zur Sprachfassung gibt es zum Teil widersprüchliche Infos; auf dem Plakat werden manche Filme anders angekündigt als auf der Festivalseite.

Freitag, 6. Oktober 2023

  • 13:00 „Death on the Nile“ (engl. Originalton? DF?)
    Agatha-Christie-Verfilmung mit Kenneth Brannagh als Detektiv Hercule Poirot. Und Gal Gadot!
  • 16:15 “The Abyss“ (2:19) (Deutsche Synchro)
    James Cameron! Ed Harris! Maria Elisabeth Mastrantonio! Musik von Alan Silvestri! Großartiges Drama unter Wasser
  • 20:00 „Boogie Nights“ (engl. Originalton)
    Mark Wahlberg, Julianne Moore, Burt Reynolds und William H. Macey in einem Drama von Andersson (dessen Filme ich bisher nicht mochte) über die Porno-Branche der 80er Jahre. Beeindruckende Besetzungsliste.

Samstag, 7. Oktober 2023

  • 11:00 „The Bear“ (Deutsche Synchro? Om frz. U?)
    von Jean-Jaques Annaud. 2 Bären als Hauptdarsteller. War ein großer Erfolg. Ich bin gespannt.
  • 13:00 „Funny Girl“ (Deutsche Synchro)
    Muscialverfilmung mit Barbra Streisand und Omar Sharif.
  • 17:00 „Nope“ (engl. Originalton)
    Sagt mir tatsächlich überhaupt nichts. Laut Wikipedia ein Film mit Anleihen beim Western, Horror- und Science-Fiction-Film
  • 20:30 „Oppenheimer“ (engl. Originalton)
    Nolan-Film über das Leben des Vaters der Atombombe. Hat vermutlich außer mir schon jeder gesehen 😉

Sonntag, 8. Oktober 2023

  • 11:00 „Big Trouble in Little China“
    80er Jahre Fantasy (?) mit Kurt Russell.
  • 16:00 „Where Eagles Dare“ (Agenten sterben einsam – Deutsche Synchro)
    WW2-Film mit Clint Eastwood, Richard Burton. Spielt zum größten Teil auf der Festung Hohenwerfen. Hatte ich im Urlaub mal besichtigt: erstaunlich, dass die nur auf einem Hügel liegt und per Fußweg, nicht per Seilbahn wie im Film erreichbar ist 🙂
  • 20:15 „Interstellar“ (engl. Originalton)
    SF von Nolan. Mit Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Matt Damon, Michael Caine.

Alle Infos, Fotos, Plakate und alles über 70mm-Film auf Thomas Hauerslevs fantastischer Webseite in70mm.com

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Bericht 16. Todd-AO-Festival 2022

Muss mit einer Entschuldigung anfangen: ich hatte den Bericht nach dem Festival im Oktober 2022 angefangen zu schreiben, dann aber leider sträflich vernachlässigt und liegengelassen. Weil ich Euch die bereits verfassten Texte nicht vorenthalten möchte, kommt das spät und unvollständig. Ich gelobe Besserung!

Samstag, 1. Oktober 2022

Onkel Toms Hütte

Europäischer Film, erstaunlich gut. Lediglich O. W. Fischer irritierte mich nachhaltig, bei dem Akzent rechnete ich ständig mit einer Wiener-Walzer-Szene. Herbert Lom (bekannt z. B. aus „Schatz im Silbersee“) als Bösewicht wieder einmal überragend.

Exodus

Monumentalfilm, der in Episoden die problematische Anfangszeit der Entstehung des Staates Israel zeigt. Fand ich viel zu lang.

Tenet

Wrrr. Die frühen Nolan-Filme mochte ich, fast alle neuen nicht. Ich fand den Film unendlich verwirrend. Dass er im Originalton mit Untertiteln lief, mag dazu beigetragen haben. Grandiose Action, wahnwitzige Autostunts. Aber die Handlung? Hm.

Sonntag, 2. Oktober 2022

Herkules erobert Atlantis

Beginnt mit einer großartig choreografierten Prügelei in einer Taverne. Während ringsum alles zu Bruch geht, isst Herkules in aller Ruhe. Und als es ihm zu bunt wird, beendet er das ganze mit ein paar Schlägen.

Der Film hat kultige Monster, bietet eine Menge spaßigen Trash, hat leider aber auch Längen. Reg Park ist ein Bild von einem Helden. Und wie wir in der Einführung lernten, schlug ihn damals ein gewisser Herr Schwarzenegger nur um einen halben Punkt als Mister Universum.

Die Kopie war in Pinkorama; vielleicht ist es ganz gut, dass manche Werke verblassen.

Spartacus

Für mich DER Film des Festivals: gutes Drehbuch, großartige Besetzung, tolle Musik und das ganze in einer sehr schön anzuschauenden Kopie.

Wonder Woman

Gal Gadot! Chris Pine! Spritzige Dialoge, die man so in Blockbustern viel zu selten hört. Gegen Ende hin wurde es mir zu arg, aber nun ja. Alles in allem eine meiner Lieblingscomicverfilmungen.

Montag, 3. Oktober 2022

Airport

Sozusagen die Mutter aller Katastrophenfilme. Bis in die kleinste Rolle perfekt besetzt (umwerfend: Helen Hayes als blinder Passagier). Die Musik von Alfred Newman sehr beeindruckend, für mich ein bisschen zu hysterisch (ja, ich weiß, Drama).

Wunderbare neue Kopie. So möchte ich das immer sehen können.

Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm

Unglaubliche Restaurierung. Blendend bunt, kein Stäubchen, geschweige denn Laufstreifen – vermutlich hat der Film nie so gut ausgesehen.

(Hier sollte eigentlich noch ein Absatz über 3-Streifen-Cinerama stehen – ich verweise auf die Google-Suche.)

Licorice Pizza habe ich aus Zeitgründen ausgelassen. Und weil mich Paul Thomas Anderson mit seinem Film „The Master“ nachhaltig verschreckt hat. Obwohl Amy Adams mitspielte.

Ein schönes Festival, endlich mal wieder nach der Corona-Zeit. Hoffen wir auf noch viele davon 🙂

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Veranstaltungstipp: 16. Todd-AO-Festival

Weil ich – wie so oft – spät dran bin, wird dieser Artikel noch aktualisiert. Hauptsache Inhalt ist raus 😉

Endlich ist es wieder so weit: das 70mm-Filmfestival in der „Schauburg“ in Karlsruhe findet wieder statt! Corona hatte das ja die letzten Jahre leider unmöglich gemacht. Und wie in der guten alten Zeit hier ein Blick auf das Programm. Wer sich über den wilden Mix wundert: Kriterium ist hier das Filmformat. Hauptsache, es wurde auf 70mm Film veröffentlicht.

Bitte rechnet bei alten Kopien nicht mit einem Farbenrausch; leider ist das Kodak-Material aus der Hochzeit der 70mm-Filme nicht sehr farbbeständig und tendiert dann zu rot-weißem Bild.

Umso großartiger, dass von „Spartacus“ und „Airport“ neue Kopien angefertigt wurden. Gibt nur noch wenige Kinos, die überhaupt 70mm vorführen können.

* Update* Lese gerade, dass die ganz neue Kopie von „Spartacus“ wg. Terminproblemen nicht gezeigt wird (es gibt tatsächlich nur ein einziges Exemplar), stattdessen die Harris-Restaurierung von 1993.

„Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm“ ist für 3-Streifen-Cinerama gemacht, meines Wissens gibt es dafür nur noch 2 Kinos (?) weltweit, eines davon in Bradford (GB). Da ist es verständlich, dass die restaurierte Fassung ausnahmsweise als DCP gezeigt wird.

Samstag, 1. Oktober 2022

13:00 Uhr: Onkel Toms Hütte

16:00 Uhr: Exodus

20:30 Uhr: TeneT (OmU)

Sonntag, 2. Oktober 2022

11:00 Uhr: Herkules erobert Atlantis

13:15 Uhr: Here s Chigaco! The City of Dreams (short + lecture)

15:00 Uhr: Spartacus (OV) – Kopie von 1993

20:00 Uhr: Wonder Woman (OV)

Montag, 3. Oktober 2022

11:00 Uhr: Airport (OV) – funkelnagelneue 70mm Kopie!

14:00 Uhr: Vortrag Cinema 180 mit Clips

16:00 Uhr: Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm (engl. OV)

Wird in 4K-Fassung vorgeführt, das Restaurationsteam Dave Strohmaier und Randy Gitsch ist anwesend.

20:30 Uhr: Licorice Pizza (OV)

OV = Originalversion, hier meist Englisch, OmU = Originalversion bzw. -ton mit Untertiteln (hoffentlich Deutsch, hatte schon mal in England einen deutschen Film in Originalversion mit französischen Untertiteln gesehen)

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Bericht vom 5. Todd-AO-Festival 2009

Uff. Geschafft. 12 Kinofilme in 3 Tagen beim 5. Todd-AO-Festival in der Karlsruher »Schauburg«. Hier meine Eindrücke von den Filmen. Die Fotos die ich gemacht habe (auf Kleinbildfilm natürlich, worauf sonst?) kann man für eine große Version anklicken.

Ben Rumson (Lee Marvin): »Ich dachte du trinkst nicht?«
Partner (Clint Eastwood): »Nein, aber ich werde mich bessern.«

»Paint your wagon« zeigt eines der detailverliebtesten Filmgoldgräber-Camps, einen erstaunlich gut singenden Clint Eastwood (gute Intonation und Vibrato!) und einen umwerfenden Lee Marvin in seiner Rolle als verschrobenem Kauz. Jean Sebergs Gesang wurde in der Originalfassung »gedoubelt«, der deutsche Verleih hat diese Stücke gleich ganz weggelassen und den Film um rund 15 Minuten gekürzt. Ein netter kurzweiliger Festivaleinstieg mit einigen wirklich sehr komischen Dialogen.

Bei »Krakatoa – East of Java« ist sogar der Titel falsch, weil die Insel westlich von Java lag. Dazu waren viele Tricksequenzen schon gedreht, ehe es ein Drehbuch gab. Wie diese Tricks einen Oscar bekommen konnten (»sieht ja aus wie Augsburger Puppenkiste«), bleibt das Geheinmis des Preiskomittes. Das Bild dieses in Todd-AO gedrehten Werks war unglaublich scharf und vermittelte eine Ahnung davon, was mit diesem Verfahren möglich ist.

»Erster Sieg« – in erst einmal gewöhnungsbedürftigem Schwarzweiß – ist da ein ganz anderes Kaliber. Gute Schauspieler, Regie, Kamera und Musik – was will man mehr (vielleicht eine weniger düstere Story; geht bei der Thematik aber schlecht).

Viel charmanter und heiterer der Ausklang des ersten Festivaltags: »Faubourg 36«. Pierre Richard habe ich nicht erkannt (dabei war er als »Großer Blonder« ein Star der Kindertage), erst mit dem Abspann kam das Aha-Erlebnis.

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Jean-René Failliot, Nana Häusler

Dank des anwesenden Monsieurs Failliot (der die gekrümmte Leinwand der »Schauburg« mag) vom Arane-Kopierwerk und der Einführung von Wolfram Hannemann (die es zu jedem Film in deutschem und englischem Schwäbisch gab, Dankeschön!) konnte das Publikum viele Hintergundinfos erhalten, die ich Stunden später zu Hause in Stichpunkten notiert habe.

\"Jean-René

Jean-René Failliot, Nana Häusler, Vincent Koch

Gedreht wurde auf 35mm Kodak 500 ASA Film. Im Kopierwerk machte jemand eine flapsige Bemerkung, dass die Tanzszenen eigentlich gutes Material für 70mm seien. Eine probeweise so hergestellte Szene gefiehl dem Regisseur so gut, dass er eine komplette 70mm Kopie in Auftrag gab.

Dieses Unikat wurde in Karlsruhe mit DTS-Ton vorgeführt. Die Untertitel waren in Fleißarbeit von Vincent Koch erstellt worden und wurden per Digitalprojektor dazu projeziert.

\"Jean-René

Jean-René Failliot

Wenn ich es richtig im Kopf behalten habe, lief die Kopieerstellung in folgenden Schritten: das Kameranegativ wurde mit 4k gescannt, die Bearbeitung erfolgte digital, das Ergebnis wurde auf 35mm-Material ausgegeben und davon dann ein 70mm Blow-Up erstellt. Die Kosten für die 70mm-Kopie beliefen sich auf ca. 6.000 EUR für den DTS-Ton und ca. 14.000 EUR für die 70mm-Kopie. Eine direkte Ausgabe des Digitalmaterials auf 70mm wäre nicht finanzierbar gewesen.

M. Failliot war der Meinung, dass eine Aufnahme auf 65mm-Filmmaterial und anschließende Vorführung mit 70mm im Kino immer noch die bestmögliche Qualität ergeben würde.

Nachdem wir uns am reichhaltigen Frühstücksbuffet gestärkt hatten, ging es am Samstag weiter mit »Julius Caesar«. Marlon Brando, James Mason und Co. klangen vielversprechend; irritierend allerdings, dass es eine Verfilmung des Shakespeare-Stücks sei und für die Synchronisation der deutsche Text davon verwendet wurde, den einige vielleicht noch aus den gelben Reclam-Heftchen kennen. Meine Befürchtungen trafen dann auch voll ein: abgefilmtes Theater, ewige Monologe, wenig Dekoration, seltsam steife Massenszenen, mit Gewalt eingefügte unpassende kurze Schlachtszenen. Nö, das ist nicht mein Fall. Ich liebe Shakespeares Komödien, aber bitte im Theater, nicht im Kino.

\"Philips

Philips DP70 Projektor

Weiter gings mit Edeltrash: »Salomon und die Königin von Saba«, ein eigentlich teurer Film, der sich als Machwerk mit dürftigem Drehbuch und schlecht spielenden Schauspielern (»hat man Yul Brunner Botox gespritzt? Verzieht ja keine Miene«) in Pappkulissen erweist. Eindrucksvoll ist nur, dass man mit so viel guten Zutaten einen so bescheidenen Film machen kann. O Herr.

Danach kam Gott sei Dank »Dersu Uzala«, für mich eines der Highlights des Festivals. Altmeister Akiro Kurosawa hat in den Weiten der Taiga einen unglaublichen Film produziert. Allein die Szene, in der die beiden Hauptpersonen sich verirren und bei Sturm und einbrechender Dunkelheit gegen die Naturgewalten um ihr Leben kämpfen ist spannender als die beiden vorher gesehenen Filme zusammen. Großartige Bilder und Mitwirkende, die ihre Rollen nicht spielen sondern zu leben scheinen. Ganz großes Kino. Wer sich selbst ein Bild machen möchte: eine weitere Vorführung ist für Sonntag, den 8. November 2009 um 15 Uhr geplant.

\"Philips

Philips DP70 Projektor

Nach dem Abendessen ein weiteres Highlight: eine neue Kopie des Films »Flying Clipper« die das amerikanische Fotokem-Labor im Auftrag des Bundesfilmarchivs für die Berlinale 2009 erstellt hat. Auf weiten Strecken sieht der Film aus wie neu; bei einigen Szene in praller Sonne sind die Gesichter unter den weißen Käppis der Matrosen fast nicht zu erkennen. Während einige Experten die Ansicht vertraten, dass die Kopie nicht optimal erstellt worden sei meinte der anwesende Kamermann des Films Heinz Hölscher, dass das an der Aufnahmesituation liegen würde (ein (!) 2kw Schweinwerfer, sonst nur available light). Der Film selbst hat mich nicht vom Hocker gerissen; Reiseberichte sind nicht mein Ding.

\"Philips

Philips DP70 Projektor

Am Sonntag gings los mit »That\’s Entertainment«, einer Zusammenstellung von großartigen Showszenen aus MGM-Musicals von Anfang an bis Ende der 50er (?) Jahre. Dazwischen erzählen Stars wie Fred Astaire, Gene Kelley und Elisabeth Taylor aus ihrer Zeit bei MGM. Besonders beeindruckend fand ich Clark Gable als Sänger; June Allyson; die Kinderstars Mickey Rooney und Judy Garland in ihren sogenannten Hinterhofmusicals; Gene Kelly, der all seine Stunts selbst machte; Fred Astaire, der völlig ohne CGI an Wänden und Decke steppte (und überhaupt viele Szenen in endlos langen Takes durchtanzte); unglaublich auch Donald O’Connor mit seiner Nummer »Make ‚Em Laugh« im Film »Singing in the rain«. Ebenfalls bombastisch inszeniert die Wasserballettfilme mit Esther Williams usw.

\"Filmplakat

»Im Reißwolf der Brutalität«

Einziges Manko ist das etwas lieblos zusammengestellte Formatchaos, auch würde man sich längere Szenen wünschen. Anscheinend hat man da schnell etwas hauptsächlich fürs Fernsehen zusammengschnibbelt.

Danach kam der Film, über dessen Werbeslogan »Im Reißwolf der Brutalität« (Plakatfoto anklicken, rechts oben) wir uns schon das ganze Wochenende lustig gemacht hatten: »Die Verfluchten der Pampas«. Der Film war gar nicht schlecht. Ich musste mich zwar erst ein wenig daran gewöhnen, dass Robert Taylor weder Schwert noch Schild dabeihatte, aber am Ende gab es doch noch einen Fechtkampf. Kein großartiger Film, aber nette Unterhaltung.

\"Dieter

Dieter Gäbler

Dieter Gäbler, der als Kameraassistent dabei war, erzählte uns von den Dreharbeiten, die in der nähe von Madrid stattfanden und sehr staubig waren. Ich fand es sehr interessant zuzuhören, auch wenn mir keine Fragen eingefallen sind ;-). Die kommen meistens erst hinterher. Beim Zusammenstellen dieses Beitrags habe ich z. B. erst bemerkt, dass Heinz Hölscher unter anderem bei Karl-May-Filmen mitgearbeitet hat. Nächstes Jahr bin ich besser vorbereitet!

»Der Untergang des römischen Reiches« hat auch seine Produktionsfirma mit in den Abgrund gerissen, weil er kein Kassenerfolg war.

\"Filmplakat

Der Untergang des römischen Reiches

Der Film hat großartige Szenen und Bilder, gute Schauspieler, allen voran Christopher Plummer als Bösewicht, Alec Guiness, James Mason und Sophia Loren, allerdings ist die Story einfach zu langatmig. Und über die Musik, bei der Dimitri Tiomkin sich so viel Mühe gemacht hat, wollen wir den Mantel des Schweigens hüllen. Immerhin hält der Film immer noch den Rekord für das größte jemals gebaute Außenset. Und das sieht man auch. Da kann man die computergenerierten Bilder von »Gladiator« vergessen.

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von links: Herbert Born, Jürgen Brückner, Thomas Hauerslev, Jean-René Failliot, Dieter Gäbler

Zum Ausklang des Festivals ein netter kleiner Musicalfilm: »Funny Girl« mit Barbra Streisand und Omar Sharif. Wie viele Filme des Festivals hatte ich auch diesen vorher noch nie gesehen und ich war begeistert. Gute Schauspieler, tolle Shownummern und Kostüme (Schade dass es keine Lieder von Richard Rodgers waren), gute Story – neben »Dersu Uzala« mein Festivalfavorit. Und mutig von Omar Sharif, dass er selbst gesungen hat.

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von links: Herbert Born, Jürgen Brückner, Thomas Hauerslev

So, falls jemand diesen Artikel tatsächlich bis hierher gelesen hat, bedanke ich mich für die Aufmerksamkeit. Außerdem vielen Dank an das Team von der Schauburg, das diese alten Filme wirklich optimal präsentiert hat. Außerdem möchte ich Thomas Hauerslev für seine ausgezeichnete Website in70mm.com danken, die natürlich auch einen umfangreichen Bericht mit vielen Fotos und den Einführungstexten vom 5. Todd-AO-Festival in Karlsruhe bietet.

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Bericht vom 2. Widescreen Festival 2009

Am 6. und 7. Juni 2009 fand in der »Schauburg« in Karlsruhe das »2. Widescreen Festival« statt. Während beim 1. Festival im vergangenen Jahr das Thema CinemaScope im Mittelpunkt stand, ging es dieses Mal um VistaVision, Technicolor und Perspecta Sound.

Alamo

(The Alamo / USA 1960)

Am Vorabend des Festivals gab es eine 70mm-Vorführung von »Alamo«. Das ist die einzige Regiearbeit von John Wayne und meiner Meinung nach ist das auch gut so. In vielen Szenen stehen im Hintergrund ein Dutzend Statisten, die überhaupt nichts tun. Wenn sie wenigstens gespannt den Hauptdarstellern zusehen würden. Machen sie aber nicht. Stehen einfach nur gelangweilt in der Gegend herum.

Von den Dialogen war ich angenehm überrascht; die waren nicht halb so pathetisch wie ich angesichts des Themas erwartet hatte. Was ein wenig irritiert ist die Synchronisation. Die Stimme von Arnold Marquis verbinde ich normalerweise automatisch mit John Wayne, hier spricht er Richard Widmark. Positiv ist mir die Musik Dimitri Tiomkins aufgefallen, das ist ein richtiger Ohrwurm.

Generell ist der Film zu lang. Ketzerischer Vorschlag: man hätten den Film einfach mit der Pause enden lassen und den bekannten Rest (Festung eingenommen, alle männlichen Verteidiger tot) einfach als Texttafel zeigen sollen.

Die Farben der 70mm-Kopie waren erwartungsgemäß recht stark verblichen; am Ende waren einige Szenen nicht synchronisiert. Mal sehen, wie das Werk nach der geplanten Restaurierung aussieht.

Am Samstag hatte ich einen Auftritt mit der Bigband, weshalb ich die ersten beiden Filme des Festivals »König der Freibeuter« (The Buccaneer / USA 1958) und »Geisha-Boy« (The Geisha Boy / USA 1958) verpasst habe.

Fast hätte ich es rechtzeitig zum dritten Film geschafft, wenn nicht die Suche nach einem Parkplatz so lange gedauert hätte. Das ist bei der »Schauburg« oft ein Problem. Am besten benutzt man öffentliche Verkehrsmittel, das Fahrrad oder stellt sich ins Parkhaus des Staatstheaters. Naja, ich habe nur ein paar Minuten des Anfangs versäumt.

One-Eyed Jacks

(USA 1961)

Nach einem Bankraub wird Rio (Marlon Brando) von seinem Freund und Partner Dad Longworth (Karl Malden) im Stich gelassen und landet im Gefängnis. Nach Jahren kann er ausbrechen und macht sich auf die Suche nach seinem Kumpan, um Rache zu nehmen. Der ist mittlerweile in einer kleinen Stadt Sheriff geworden, verheiratet (Katy Jurado) und hat eine Stieftochter (Pina Pellicer).

Zusammen mit drei Verbrechern (darunter Ben Johnson) plant Rio, die Bank dieser Stadt auszurauben und anschließend den Sheriff zu töten. Vorher nutzt er die Gelegenheit, die Stieftochter Longworths zu verführen; allerdings verliebt er sich dabei in sie …

»One Eyed Jacks« ist in mehrfacher Beziehung ein außergewöhnlicher Film. Es ist die einzige Regiearbeit Marlon Brandos (der für den ausgestiegenen Stanley Kubrick eingesprungen war) und ich muss sagen, er hat diesen Job sehr, sehr gut gemacht. Alle Darsteller spielen mit Verve, allen voran Karl Malden, der hier von freundlich bis bösartig die ganze Palette seines Könnens zeigt. Auch von der mir bisher völlig unbekannten Pina Pellicer war ich restlos begeistert. Die Nebenrollen sind ebenfalls ausgezeichnet besetzt und gespielt: Katie Jurado, Ben Johnson, Slim Pickens (Danke für den Hinweis, Christian!) und so weiter.

Dazu kommt eine wirklich packend erzählte Geschichte, die sich zum Ende hin mehr und mehr steigert. Interessant sind auch die Schauplätze; Western, die an der Meeresküste spielen sind eher selten. Großes Lob auch für Kameramann Charles Lang, der auch bei dem am Folgetag gezeigten »Gunfight at the OK Corral« mitwirkte.

Einziges Manko war für mich das Genuschel von Marlon Brando, der sonst hervorragend spielte. Ihn habe ich zum ersten Mal im Original-Ton gehört und hatte ziemliche Probleme ihn zu verstehen. Nun ja.

Vor lauter Begeisterung über den Film habe ich völlig vergessen auf Bildqualität, Schärfe, Kopienqualität usw. zu achten – ich bin eben kein Filmvorführer. Mir ist nur in Erinnerung geblieben, dass ich das Bild als sehr angenehm empfand. Scharf, schöne Farben, kaum Laufstreifen, IMHO eine gute Kopie. Für das Alter geradezu erstaunlich.

Danach gab es einen Imbiss, der für Festivalpassbesitzer inklusive war. Sehr leckeres und zum Film passendes Chili oder Gyros mit Bratkartoffeln. Wirklich gut und in großzügiger Menge. Auch die Pause bis zum nächsten Film fand ich ausreichend lang.

Nach einer kurzen Einführung von Wolfram Hannemann dann einer der Höhepunkte:

VERTIGO – AUS DEM REICH DER TOTEN

(Vertigo / USA 1958)\

Alfred Hitchcocks »Vertigo« lief in einer von Robert A. Harris 1996 restaurierten Fassung in 70mm mit DTS-Ton. Den Inhalt des Films kennt sicher jeder, deshalb schenke ich mir eine Zusammenfassung.

Es gab einige Dinge, die mir nicht gefallen haben. Das meiste davon lag vermutlich nicht an der Restaurierung, sondern an den Aufnahmen selbst. Da gab es Szenen wie z. B. auf dem Friedhof, bei denen mit starkem Weichzeichner gearbeitet wurde. Sah aus, als hätte man Nivea-Creme auf das Objektiv geschmiert. Bei der anschließenden Diskussion meinte jemand, dass Hitchcock damit andeuten wollte, dass das eine Art Tagtraum sei. Wenn das so ist, ist es meiner Meinung nach mißlungen. In der Form gab es einige Szenen, die einfach merkwürdig aufgenommen waren.

Die Farben waren stellenweise recht unnatürlich. Dazu gab es einige schwarze Laufstreifen, über die ich mich bei dieser relativ neuen Kopie gewundert habe. Eine Zeitlang gab es einen Streifen genau in der Mitte und später sogar drei gleichmäßig verteilt. Sah schon fast aus wie schlechtes Cinerama …

Der Film war ursprünglich kein Kassenschlager; wie ich hörte sei Hitchcock der Ansicht gewesen, dass James Stewart daran die Schuld trüge und zu alt sei. Das finde ich nicht. Stewart spielt hervorragend; allerdings in einer ganz ungewohnten Rolle als Ermittler mit Höhenangst und eine Zeitlang sogar nicht ansprechbar in der Psychiatrie sitzend (das ist für Stewart genauso ungewöhnlich wie wenn man Henry Fonda kleine Kinder erschießen liese ;-))

Fazit: Der Film ist gut, die Musik von Bernard Herrmann von gewohnter Klasse, die Bildqualität ist nicht ganz so gelungen, was ich aber der mir teilweise unverständlichen Aufnahmetechnik zuschreibe, nicht der Restauration. Ach, fast vergessen: der im Nachbarsaal laufende »Terminator 4« war manchmal etwas störend.

Beim anschließenden Widescreen-Get-together mit Hoepfner Bier wurde lebhaft über den Film diskutiert und gefachsimpelt. Hat Spaß gemacht und war ein schöner Ausklang für den ersten Festivaltag.

Für Festivalpassbesitzer begann der Sonntag, 7. Juni 2009 in der »Schauburg« um 10 Uhr mit einem Frühstücksbuffett. Dazu kann ich nichts schreiben, weil ich daheim zu lange herumgetrödelt habe. Die noch stehenden abgeräumten Tische sahen beeindruckend aus. Das nächste Mal!

Der Herrscher von Kansas

(The Jayhawkers! / USA 1959)

Um 11 Uhr ging es dann los mit »The Jayhawkers«, im Programm als »Der Herrscher von Kansas« angekündigt, im Vorspann der deutschen Fassung stand dann einfach nur »Kansas«.

Das ist ein solider 50er Jahre Western mit ein paar Löchern in der Story (erträglich), wirklich komischen One Linern und unauffälliger Musik (Mitbesucher meinten, das klinge als seien die Schnittabfälle eines anderen Films recycelt worden).

Erfreulich fand ich, dass die Charaktere nicht einfach schwarz / weiß gezeichnet wurden, der Held (Fess Parker) schwankt zwischen Zu- und Abneigung zum Gangsterboß bzw. Bandenführer und Politiker (Jeff Chandler). Erwähnenswert der Auftritt von Henry Silva als Bösewicht; wenn man das Gesicht einmal gesehen hat, vergißt man es nicht (Danke für den Hinweis, Christian).

Bei einigen Einstellungen waren die Köpfe angeschnitten; wir haben hinterher darüber gerätselt, ob das der Kameramann vergeigt hat oder ob beim Kopieren mit der Bildhöhe etwas schief gegangen ist (wir erinnern uns: bei VistaVision hat das Kameranegativ ein anderes Seitenverhältnis als der im Kino vorgeführte Bild).

Zwei rechnen ab

(Gunfight At The O.K. Corral / USA 1957)

Erzählt wird die bekannte Geschichte von den Earps und den Clantons, die mit der berüchtigten Schiesserei am O.K. Corral endet. Der Film von Regisseur John Sturges stellt die Männerfreundschaft des gesundheitlich angeschlagenen Spielers Doc Holliday (Kirk Douglas) und Wyatt Earp (Burt Lancaster) in den Mittelpunkt.

Endlich konnte ich diesen Streifen auf der großen Leinwand erleben. Es fasziniert mich immer wieder, wie groß der Unterschied zwischen der heimischen Flimmerkiste und dem Kinoerlebnis ist. Der Film hat mich so gefesselt, dass ich völlig vergessen habe auf Kopienqualität etc. zu achten. Anscheinend war alles gut; Mängel fallen ja bekanntlich eher auf.

Der Film ist wunderbar fotografiert (Charles Lang), die Musik von Dimitri Tiomkin ist wunderbar, die Darsteller sind in blendender Spiellaune – ein großartiger klassischer Western. Nicht zu vergessen das gute Drehbuch von Leon Uris.

Ein Kuriosum am Rande: einer der Earp-Brüder wird von Raumschiff-Enterprise-Doktor DeForrest Kelley gespielt. In der Enterprise-Folge »Wildwest im Weltraum« werden die Crew-Mitglieder Kirk, Spock, McCoy, Scotty und Chekov von Aliens in eine Westernstadt versetzt, wo sie feststellen, dass alle sie für die Clanton-Bande halten. Und der O.K. Corral wartet … Ausführlich kann man das bei Synchronkartei.de nachlesen.

Nach dem zweiten Western dieses Tages gab es Kaffee und Kuchen, der für Festivalpassbesucher inklusive war. Kann ich nur empfehlen. Man sitzt bei gutem Wetter zwischen den Filmen entspannt im Hof und kann den Experten beim fachsimpeln zuhören.

Über den Dächern von Nizza

(To Catch A Thief / USA 1955)

Beim dritten Film des Tages hatte ich eine Art, hm, Loch. War vielleicht ein wenig zu viel des Guten. Bei einem Hitchcock-Film erwarte ich eigentlich Hochspannung, was über den Dächern von Nizza so gut wie gar nicht geboten wird. Grace Kelly und Cary Grant liefern sich lustige Wortgefechte, alle sind ausgezeichnet gekleidet, die Nebenrollen sind mit John Williams als Versicherungsdetektiv, Jeyyie Royce Landis als Kellys Mutter und Brigitte Auber als Danielle gut besetzt, John Michael Hayes liefert mit seinem Drehbuch allen spritzige Dialoge. Amüsante Komödie für den Sonntagnachmittag.

Wenn ich mir auch zum Imbiss Notizen gemacht hätte, könnte ich mehr dazu schreiben als dass ich mich an Chili erinnere, dass es mehr als genug und gut war 😉

Die oberen Zehntausend

(High Society / USA 1956)

Einer der Festival-Besucher hatte in seinem Archiv gekramt und ein komisches Lied in Perspecta-Ton (gesungen von Georg Thomalla? und anderen) mitgebracht. Das konnten die überraschten Besucher hören, bevor sich der Vorhang für High Society öffnete. Eine eindrucksvolle Demonstration der Möglichkeiten von Perspecta. An dieser Stelle ein großes Lob an Toningenieur Gunter Oehme, der die Voraussetzungen für die Wiedergabe des alten Perspecta-Verfahrens über die moderne Tonanlage geschaffen hat.

Von »High Society« hatte ich nicht viel erwartet. Irgend so ein langweiliger Musikfilm, in dem Louis Armstrong ein bischen herumalbert, dachte ich. Selten so falsch gedacht! »High Society« erwies sich für mich als der absolute Höhepunkt des Festivals. Dass Cole Porter ein genialer Komponist war, ist jedem Jazzmusiker bekannt. Wenn die Songs dann noch von Bing Crosby und Frank Sinatra nicht nur zu hören, sondern auf der großen Leinwand auch zu erleben sind – das kann man schon fast nicht mehr beschreiben.

Überhaupt Bing Crosby: wie konnte der Mann im Vergleich zu Frank Sinatra so in der Versenkung verschwinden? Und die Nummer mit der Armstrong-Band hat mich glatt umgehauen. Das klang verdammt gut. Wie ein Live-Auftritt (und ich glaube, ich kann das als Amateurmusiker beurteilen). Dazu eine großartig zickig spielende und umwerfend aussehende Grace Kelly … Wäre schön, das bald noch einmal im Kino zu erleben.

Ein dickes Dankeschön an Herbert Born und sein »Schauburg«-Team für dieses Wochenende!

Das vollständige Programm zum Nachlesen gibt es bei in70mm.com. Es hat großen Spaß gemacht! (Und ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Desmond Llewelyn in gelben Strumpfhosen auf der Leinwand sehe). Wenn ich einen Wunsch frei hätte für das nächste Festival, würde ich mir »Der Hofnarr« (The Court Jester) mit Danny Kaye wünschen (»… der Becher mit dem Fächer hat den Wein gut und rein…«)