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Filmkritiken

The International

„Das einzige, was man als Regisseur wirklich können muss, ist, sich ein gutes Team zu suchen. Und eine gute Besetzung. Beim Rest kann man mogeln.“Das einzige, was man als Regisseur wirklich können muss, ist, sich ein gutes Team zu suchen. Und eine gute Besetzung. Beim Rest kann man mogeln.“

Tom Tykwer

»The International«
Darsteller: Clive Owen, Naomi Watts, Armin Mueller-Stahl, Ulrich Thomsen, Brian F. O\’Byrne, Michel Voletti, Patrick Baladi, Alessandro Fabrizi
Director: Tom Tykwer
Buch: Eric Singer
Director of Photography: Frank Griebe
Schnitt: Mathilde Bonnefoy
Production Design: Uli Hanisch
Musik: Reinhold Heil, Johnny Klimek und Tom Tykwer

Anke Gröner wurde einmal für das Schreiben von Filmkritiken der Rat gegeben, einfach die Geschichte nachzuerzählen. Das ging mir durch den Kopf, als ich nach »The International« nach Hause gefahren bin. Nur: es klappt nicht. Die Story läßt sich nicht zusammenfassen, dazu ist sie zu diffus. Ein Ermittler von Interpol sammelt Material gegen eine Bank (oder gegen den Chef? oder gegen den Vorstand?) und immer, wenn er etwas in Händen zu haben glaubt, verschwinden Beweise, werden Akten »korrigiert«, sterben Zeugen.

Der Film machte mir großen Spaß. Er ist ausgezeichnet fotografiert, die Bilder sind ruhig und scharf, interessant beleuchtet und auch in der wildesten Schießerei verliert man als Zuschauer nie den Überblick. Noch dazu ist der Film wunderbar »altmodisch« geschnitten; keine Spur von diesem bei vielen neuen Filmen leider üblichen Schnittstakkato.

Überhaupt, die Bildsprache in diesem Film: einfach klasse. Da stecken viele gute Ideen drin, z. B. als nach dem Attentat aus der Vogelperspektive die in verschiedene Richtungen flüchtende Menschenmenge gezeigt wird. Oder die Verfolgungsjagd, bei der Owen zu Fuß hinter einem Auto her ist, nach einer Abkürzung um die Ecke biegt und plötzlich auf dem Fußgängerüberweg vor an einer roten Ampel auf vier Spuren wartenden schwarzen Autos steht, darunter irgendwo der Attentäter – das ist großes Kino.

Die Schauplatzwechsel von Berlin über Mailand nach New York und Istanbul tragen das ihre dazu bei, ebenso die beeindruckenden Gebäude, die als Kulisse gewählt wurden. Hoffentlich haben die Bond-Verantwortlichen den Film gesehen, damit sie lernen, wie man es richtig macht.

Bis in die Nebenrollen ist alles gut besetzt, überragend spielen Clive Owen (der die ganze Zeit überzeugend zerknittert und übernächtigt aussieht) und Armin Mueller-Stahl. Lediglich Naomi (Wer?) sieht mächtig blaß aus. Die minimalistische Musik mit ihrem ständigen bedrohlichen Unterton rundet das ganze ab.

Damit legt der erste Film, den ich 2009 im Kino gesehen habe die Meßlatte schon ziemlich hoch. Gute Arbeit, Herr Tykwer.

4 von 5 Sternen.