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Tucker and Dale vs. Evil

»… und dann ist der Kerl in die Häckselmaschine gesprungen! Ehrlich, so war’s, Officer.«

Tucker
Plakat

»Tucker & Dale vs Evil« (Kanada 2010)
Darsteller: Tyler Labine (Dale), Alan Tudyk (Tucker), Katrina Bowden (Allison), Jesse Moss (Chad), Philip Granger (Sheriff)
Buch: Morgan Jurgenson, Eli Craig
Fotografie: David Geddes
Montage: Bridget Durnford
Regie: Eli Craig

Bekannt aus vielen Filmen: Studenten gehen auf Campingtour, werden von fiesen Hinterwäldlern verfolgt und niedergemetzelt. Eli Craig zeigt die Geschichte aus der anderen Perspektive.

Tucker und Dale wollen am Wochenende ihr neu erworbenes »leicht renovierungsbedürftiges« Wochenendhäuschen im Wald reparieren, eiskaltes Dosenbier trinken und fischen.

Am anderen Seeufer zeltet eine Gruppe Studenten, die zum Abkühlen ins Wasser springen. Eine davon, Allison, kommt ein wenig später. Sie klettert abseits von ihren Mitschülern über Geröll, rutscht ab, stößt sich den Kopf und fällt in den See.

Zum Glück sind Dale und Tucker mit ihrem Angelboot zur Stelle und ziehen Allison heraus. Ihre Mitstudenten sehen vom anderen Ufer nur, dass da zwei Hinterwäldler ihre bewusstlose Freundin ins Boot zerren und scheinbar entführen. Also machen sie sich mit einem Beil bewaffnet an die Verfolgung.

Als sie das Haus von Tucker und Dale erreichen, ist Tucker mit der Kettensäge am Holzmachen. Blöderweise zersägt er dabei ein Wespennest und flüchtet kettensägenschwingend und brüllend auf die Studenten zu! So nimmt das auf Missverständnissen und haarsträubenden Unfällen basierende Gemetzel seinen Lauf.

Mir hat diese rabenschwarze Splatterkomödie gefallen. Viele Dialoge haben Kultpotential: »Das ist eine Gruppe von Selbstmordattentätern! Die gehen in den Wald und bringen sich um!« oder »Und was sollen wir dem Sheriff sagen? War ein schöner Tag, bis der Typ in die Häckselmaschine gesprungen ist?«

Tyler Labine und Alan Tudyk spielen die nur auf den ersten Blick beschränkten Hillbillies wunderbar, Katrina Bowden gibt gelungen die Psychologiestudentin, Philip Granger überzeugend den knorrigen Landsheriff und Jesse Moss hat das gewisse irre Etwas. Natürlich darf eine kreischende kurvige Blondine nicht fehlen, diese Rolle füllt Chelan Simmons.

Ein überraschend guter, komischer B-Film. Wer »Shaun of the dead« mochte, wird »Tucker & Dale vs Evil« lieben. Ich freue mich auf den nächsten Film von Regisseur Eli Craig.

Vier von fünf Sternen.

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Mary und Max

»Als ich jung war, erfand ich einen unsichtbaren Freund namens Mr. Ravioli. Mein Psychiater hat gesagt, dass ich ihn nicht nicht mehr brauche. Seitdem sitzt er in der Ecke und liest. «

Max
Plakat

»Mary und Max«
(Mary and Max, Australien 2009)
Stimmen: Helmut Krauss (Max), Gundi Eberhard (Mary), Valentina Bonalana (Mary jung), Boris Aljinovic (Erzähler)
Buch und Regie: Adam Elliot
Fotografie: Gerald Thompson
Schnitt: Bill Murphy
Musik: Dale Cornelius

Die kleine Mary hat erzählt bekommen, dass in ihrer Heimat Australien die Babies in Biergläsern gefunden würden. Neugierig möchte sie wissen, wie das wohl im fernen Amerika ist. Sie sucht sich aus dem Telefonbuch beim Postamt irgendeinen Namen aus, notiert sich die Adresse und verfasst einen langen Brief an einen gewissen Max Jerry Horovitz in New York.

Sie erzählt von ihrem Vater, der in einer Fabrik die Fäden an Teebeutel heftet und in seiner Freizeit Vögel ausstopft, die er überfahren neben dem Highway findet. Ihre Mutter sei hauptsächlich damit beschäftigt, ein Getränk namens Sherry ausgiebig zu verkosten. Und dass sie – Mary – keine Freunde hätte.

Der überraschte Max setzt sich an seine Schreibmaschine und verfasst eine ausführliche Antwort. Er sei 44 Jahre alt, Single und deshalb wisse er mit den Babies nicht genau Bescheid; soweit ihm bekannt schlüpften die in Amerika aus Eiern, die von Rabbinern ausgebrütet würden, bei christlichen Kindern von Nonnen und bei den Atheisten von Frauen mit zweifelhaftem Lebenswandel.

Nebenbei erzählt er von seinen erfolglosen Besuchen bei den Weight-Watchers, von den Ratschlägen seines Psychiaters und dass die Leute in New York ständig überall Zigarettenkippen wegwerfen würden, die er aufsammle, dass er auch keine Freunde habe und ob Mary seine Freundin sein möchte.

Natürlich schreibt Mary sofort eine Antwort an Max. So ergibt sich über die Jahre ein intensiver Briefwechsel, in dessen Verlauf die beiden eine Menge über das Leben des anderen erfahren.

Normalerweise schaue ich mir keine Trickfilme an; Schauspieler sind mir lieber. In »Mary und Max« bin ich eher zufällig geraten – und wurde völlig überrascht. Die tragikomische Handlung hat den Saal oft vor Lachen zum Beben gebracht (an vielen Stellen bleibt einem das Lachen auch im Halse stecken), während man gegen Ende ins Schniefen kommt. Obwohl es doch »nur« um Knetfiguren geht, die im altmodischen Stop-Motion-Verfahren aufgenommen wurden. (im Durchschnitt entstanden zweieinhalb Filmminuten PRO WOCHE!)

Ich habe gestaunt über die Fülle der skurilen Einfälle: die Teebeutelfabrik, Grabsteininschriften wie »Always merry, killed by Sherry«, die windschiefe Skyline von New York, die fast schwarzweiße Darstellung, nur mit kleinen Farbtupfern versehen (Lippenstift, die Bommel der Mütze), die verschrobenen Nachbarn …

Unter den leisen Filmen vermutlich der beste Film des Jahres. 5 von 5 Sternen. Unbedingt anschauen! (Für Kinder ist der Film meiner Meinung nach nicht geeignet)

Sehenswert ist auch die Website zum Film, die interessante Einblicke hinter die Kulissen gewährt.

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The Expendables

»Was hat dein Freund für ein Problem?«
»Er will Präsident werden.«


»The Expendables« (USA 2010)
Darsteller: Sylvester Stallone (Barney Ross), Jason Statham (Lee Christmas), Giselle Itié (Sandra), Jet Li (Ying Yang), Dolph Lundgren (Gunner Jensen), Eric Roberts (James Munroe), Mickey Rourke (Tool)
Drehbuch: Dave Callaham, Sylvester Stallone
Fotografie: Jeffrey Kimball
Schnitt: Ken Blackwell, Paul Harb
Musik: Brian Tyler
Regie: Sylvester Stallone

Dass da ein Film mit allen Actionhelden auf einmal kommen soll, habe ich nur so aus dem Augenwinkel mitbekommen und belächelt. Viele Köche verderben den Brei. Sylvester Stallone als Regisseur?

Als ich am Mittwoch geguckt habe, was anläuft, stand er auf dem Programm: »The Expendables«. Taugt der doch was? Herumgeklickt. Harry Knowles‘ Bericht klingt völlig besoffen vor lauter Begeisterung?!? Die Vorpremiere ist nahezu ausverkauft? Dann eben Donnerstag abend.

Die Geschichte: Barney Ross (Stallone) leitet ein Söldnerteam (u. a. Statham, Li, Lundgren), das alle möglichen Jobs an nimmt, z. B. befreien sie am Anfang ein von Piraten entführtes Frachtschiff. Zwischen den Aufträgen hängen sie in Tools (Mickey Rourke) Tattoo-Studio herum und erzählen von den schlechten alten Zeiten in Vietnam, Yugoslawien und anderswo.

Neuer Job: ein mysteriöser Auftraggeber (Bruce Willis in einem Kurzauftritt) will einen Diktator auf einer südamerikanischen Insel beseitigen lassen. Ross (Stallone) und Christmas (Jason Statham) fliegen hin, um die Lage zu erkunden. Geführt werden sie dort von Sandra (Giselle Itié). Die Jungs fliegen auf, legen alles mögliche in Schutt und Asche und fliehen. Sandra weigert sich, mitzukommen.

Die Truppe beschließt, dass der Job nicht machbar ist und sie den Auftrag zurückgeben. Ross, dem das Mädchen Sandra nicht aus dem Kopf geht, will auf eigene Faust nochmal hinfliegen und Sandra retten. Natürlich lassen ihn seine Kumpels nicht im Stich und so zieht das Team doch gen Insel.

Der Film ist eine Mogelpackung: er wird beworben mit fast allen alten Actionhelden. Glücklicherweise beschränkt man sich auf die zwei Hauptdarsteller Stallone und Statham, alle anderen haben nur kurze, aber schöne Auftritte. Der Film ist bis auf wenige unnötige schlecht gemachte CGI-Splatterszenen so wunderbar altmodisch wie seine Helden. Es gibt die üblichen schrägen Dialoge, Unmengen von Explosionen, Schweiß und Blut. Wie jemand gemeint hat so eine Art »Sex and the City« für Männer.

The Expendables ist kein großartiger Film, übertrifft aber meine Erwartungen. Gut gemachtes Popcorn-Söldnerkino, nachdem ich bescheuert grinsend aus dem Kino gegangen und aus Leibeskräften falsch mit den Autoradio mitpfeifend nach Hause gefahren bin.

Mittlerweile ist es ja fast einfacher, dass man darauf hinweist, dass KEINE Fortsetzung im Raum steht … auch die Expendables sollen einen Teil 2 bekommen.

4 von 5 Sternen

Gleich zwei Kritiken gibt es bei den 5 Filmfreunden, eine weiter auf Marcus kleiner Filmseite.

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Inception

„Dreams feel real while we’re in them. It’s only when we wake up that we realize something was actually strange.“

Mittels Betäubungsmittel und HighTech können Spitzbuben mit ihrem Opfer den gleichen Traum teilen, dabei gezielt in Bereiche des Unterbewußtseins vordringen und dort Betriebsgeheimnisse stehlen. Als einer der besten dieser Branche wird Cobb (DiCaprio) von Saito (Watanabe) angeworben, um einem Firmenerben (Murphy) eine Idee einzupflanzen (=Inception), was als unmöglich gilt. Cobb stellt sich ein exklusives Team zusammen und nimmt die Herausforderung an.

Wow. Ein Film, der hält was der Trailer verspricht beziehungsweise ihn bei weitem übertrifft. Bin aus dem Kino gekommen und habe ziemlich lange überlegt, ob ich wache oder träume.

Die Bilder sind im Wortsinn traumhaft (manche kommen aus Albträumen). Bis auf wenige Längen ist die verschachtelte Geschichte überraschend und spannend erzählt. DiCaprio entwickelt sich immer mehr zu einem meiner Lieblingsschauspieler. Schade, dass Michael Caine nur sehr kurz zu sehen ist.

5 von 5 Sternen. Bisher mein Favorit für „Film des Jahres 2010“.

Credits

»Inception« (USA 2010)
Darsteller: Leonardo DiCaprio (Cobb), Ellen Page (Ariadne), Ken Watanabe (Saito), Joseph Gordon-Levitt (Arthur), Tom Hardy (Eames), Cillian Murphy (Robert Fischer Jr.), Marion Cotillard (Mal)
Musik: Hans Zimmer
Kamera: Wally Pfister
Buch und Regie: Christopher Nolan

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Kick-Ass

»He, wer bist Du denn? Das grüne Kondom?«

Mit dem bekloppten Trailer und dem dusseligen Plakat wäre ich nie auf die Idee gekommen, mir »Kick-Ass« anzuschauen. Nachdem aber Fefe den empfiehlt (hat der jemals einen Filmtipp gegeben?) und die Fünf Filmfreunde positiv urteilen, war ich in der Freitagsvorstellung.

»Kick-Ass« (USA 2010)
Darsteller: Aaron Johnson (Dave Lizewski / Kick-Ass), Clark Duke (Marty), Evan Peters (Todd), Chloë Moretz (Hit Girl / Mindy Macready), Nicolas Cage (Big Daddy / Damon Macready) Christopher Mintz-Plasse (Chris D\’Amico / Red Mist), Lyndsy Fonseca (Katie)
Buch: Jane Goldman und Matthew Vaughn nach dem Comic von Mark Millar/John Romita Jr., Kamera: Ben Davis, Schnitt: Eddie Hamilton, Jon Harris, Pietro Scalia, Musik: Marius De Vries, Ilan Eshkeri, Henry Jackman, John Murphy, Regie: Matthew Vaughn

Dave (Aaron Johnson) ist der aus vielen Teeny-Filmen bekannte Looser, den es hier besonders schlimm erwischt hat: das von ihm angehimmelte Mädel (Lyndsy Fonseca) glaubt fest an das Gerücht, dass er schwul sei und behandelt ihn wie eine Art beste Freundin. Da wird gegenseitige Maniküre betrieben und sich gegenseitig die schwer erreichbare Rückenpartie mit Selbstbräuner eingeschmiert… Gehts noch schlimmer? Yep.

Dave will ein Verbrechensbekämpfer sein. Ein Superheld! Also lässt er sich ein grünes Kostüm schicken und beginnt zu trainieren. Als er versehentlich in eine Prügelei gerät, macht ein Gaffer mit seinem Handy ein Video, das er bei Youtube einstellt. Durchs Internet wird »Kick-Ass« zur kleinen Berühmtheit und seine Facebook-Seite wird überschüttet mit Mails.

Natürlich dauert es nicht lange, und er gerät bei einem »Besuch« bei Drogendealern in ernsthafte Schwierigkeiten. Wäre nicht das tatsächlich gut trainierte und bewaffnete Selbstjustiz-Duo Léon und Mathilde … äh … »Big Daddy« (Nicolas Cage) und »Hit Girl« (Chloe Moretz) zur Stelle, wäre es übel für ihn ausgegangen. Wie es der Zufall will, wird dabei nur ein Foto von »Kick-Ass« aufgenommen, der daraufhin in die Schusslinie der Gangsterbande gerät …

Das alles ist respektlos in Szene gesetzt, zum Brüllen komisch und so blutig, dass ich mich wieder einmal frage, was man tun muss, um eine Freigabe ab 18 zu bekommen (Kick-Ass ist »ab 16«).

Der Film leistet sich die Dekadenz, Nicolas Cage in eine Nebenrolle zu stecken. Großartige Idee. Nein, meine ich nicht ironisch. Dazu wird hemmungslos zitiert aus Léon, Matrix, Spider-Man, Batman, Kill Bill; wirkt wie ein Werk von Tarantino auf Speed. Natürlich wird auch ein Thema von Ennio Morricone im Soundtrack verwendet.

Gelungene, völlig überdrehte Comic-Verfilmung, ein bischen zu blutig.

4 von 5 Sternen

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Abyss

DONT CRY BABY
KNEW THIS WAS ONE WAY TICKET
BUT YOU KNOW I HAD TO COME
LOVE YOU WIFE

»Abyss« (The Abyss, USA 1989)
Darsteller: Ed Harris (Bud Brigman), Mary Elizabeth Mastrantonio (Lindsey Brigman), Michael Biehn (Lt. Coffey), Leo Burmester (Catfish De Vries), Todd Graff (Alan Carnes), Kimberly Scott: (One Night)
Buch: James Cameron, Kamera: Mikael Salomon, Schnitt: Conrad Buff, Joel Goodman und Howard E. Smith, Musik: Alan Silvestri, Regie: James Cameron
Oscar Best Visual Effects

»Abyss« hat vermutlich jeder schon im Fernsehen oder auf DVD gesehen und kennt die Geschichte: amerikanisches Atom-U-Boot sinkt, eine experimentelle Unterwasserölbohrplattform unter Leitung von Mr. und Mrs. Brigman (Harris und Mastrantonio) ist dem Unfallort am nächsten, wird um Hilfe gebeten und bekommt zur Unterstützung ein Spezialteam der US Navy an Bord geschickt, die Dinge eskalieren.

All das ist brilliant von James Cameron in Szene gesetzt, die Schauspieler sind hervorragend, die Geschichte spannend und man wundert sich, dass die Kamera diese Wasserschlachten mitgemacht hat. Die sparsam eingesetzte Musik von Alan Silvestri, auf den ich seit seinem Soundtrack für »Nachts im Museum 2« aufmerksam geworden bin und sehr schätze, setzt die Highlights am Ende.

Obwohl ich den Film mehrfach auf der heimischen Flimmerkiste gesehen habe, hat es Spaß gemacht, das auf der großen Leinwand zu erleben. Das Bild in 70mm war ausgezeichnet, die Kopie überraschend gut (fast ganz ohne Schrammen, ganz im Gegensatz zum Bruce-Lee-Film vor 14 Tagen) und der Sound in 6-Kanal-Magnetton ein besonderer Leckerbissen. Wenn ich mich nicht täusche, hatte die Tonspur bei einem der letzten Akte eine kleine Macke, da gab es ein rhythmisches Geräusch, dass nicht zur Handlung passte. Aber das ist spitzfindig angesichts der in der Gesamtheit wirklich guten Kopie.

Dazu war im Eintrittspreis von 7 EUR ein Hoepfner-Bier enthalten – was will man mehr für einen vergnüglichen Kinoabend. Ein Jammer, dass meine charmante Begleiterin krank war.

Ach, fast vergessen: vorher gab es eine Trailerschau, klassisch im Breitwandformat, erst für den Hauptfilm wurde der Vorhang auf volle CinemaScope-Breite aufgefahren. War interessant die Trailer für »Stirb Langsam«, »Indiana Jones und der Tempel des Todes« und »Terminator 2« wiederzusehen. Im Vergleich zu aktuellen Trailern sind die sehr gemächlich geschnitten – gefällt mir viel besser. Gute alte Zeit 😉

Nachtrag: in Abyss wird auch Filmrichtlinie Nr. 387 demonstriert

(Achtung Spoiler!) –>

Filmrichtline Nr. 387:
Wenn fachgerechte Wiederbelebungsversuche (Elektroschocks, Herz-Lungen-Wiederbelebung) versagen, kann man statt dessen Beschimpfungen (»Los atme, du Idiot!«, »Du sollst kämpfen!« oder ähnliches) unterstützt von Ohrfeigen einsetzen. Die damit erzielbaren Erfolge sind beachtlich; allerdings nur bei Hauptpersonen.

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Sherlock Holmes

Irene Adler: »Warum bist Du immer so mißtrauisch?«
Holmes: »Soll ich chronologisch antworten oder alphabetisch?«

»Sherlock Holmes« (USA, 2009)
Darsteller: Robert Downey jr. (Sherlock Holmes), Jude Law (Dr. Watson), Rachel McAdams (Irene Adler), Mark Strong (Lord Blackwood), Kelly Reilly (Mary Morstan), Robert Maillet (Dredger, der Franzose), William Houston (Constable Clark)
Buch: Michael Robert Johnson, Anthony Peckham, Simon Kinberg, Lionel Wigram nach Motiven von Sir Arthur Conan Doyle, Kamera: Philippe Rousselot, Schnitt: James Herbert, Musik: Hans Zimmer, Regie: Guy Ritchie

Holmes und Watson bringen einen Ritualmörder zur Strecke, gerade als er einen weiteres Opfer töten will. Der Täter entpuppt sich als Lord Blackmore, der mit schwarzer Magie herumexperimentiert und allerlei düstere Geheimnisse hat. Er wird hingerichtet und damit wäre der Fall eigentlich abgeschlossen, würde nicht ein paar Tage später ein Zeuge auftauchen, der steif und fest behauptet, dass Blackmore von den Toten auferstanden sei – und das Morden geht weiter.

Der Film wäre es allein wegen Robert Downey Jr. wert, dass man ihn sich anschaut. Das muss man gesehen haben, wie er einen völlig durchgeknallten Holmes gibt, dessen Geist so brilliant ist, dass er sich bei Langeweile und mangels interessanter Fälle beginnt selbst zu zerstören. Klingt jetzt vielleicht ein bischen theatralisch, ist aber so.

Dazu kommen die glänzenden Wortgefechte, die sich Holmes mit Dr. Watson (Jude Law) liefert, eine spannend erzählte Geschichte, schöne Frauen, die auch ganz schön biestig sein können, und ein origineller Soundtrack, bei dem ich nie vermutet hätte, dass er von Hans Zimmer stammt.

Das einzige, was mir nicht so gefallen hat, ist dieses ständig düstere London, das in Braun- und Grautönen ertrinkt. Ein bischen mehr Licht und Glanz hat mir gefehlt.

Gut gemachtes Unterhaltungskino mit vielen witzigen Szenen. Der Schluss lässt auf eine Fortsetzung hoffen, auf die ich mich jetzt schon freue.

4 von 5 Sternen

PS: ist es eigentlich so schwierig, ein Kino so zu bauen, dass die Notausgangsbeleuchtung nicht ständig auf der Leinwand zu sehen ist? Dazu gab es einen hellen Streifen im rechten Bilddrittel, bei dem ich nicht herausfinden konnte, was ihn verursacht. Ein Jammer, dass der Film in meiner geliebten »Schauburg« nur auf englisch gezeigt wird …

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Avatar

„Just relax and let your mind go blank. That shouldn’t be too hard for you.“

Dr. Grace Augustine

»Avatar« (USA 2009)
Buch und Regie: James Cameron, Kamera: Mauro Fiore, Schnitt: John Refoua und Stephen E. Rivkin, Musik: James Horner
Darsteller: Sam Worthington (Jake Sully), Zoë Saldana (Neytiri), Sigourney Weaver (Dr. Grace Augustine), Stephen Lang (Colonel Miles Quaritch), Michelle Rodriguez (Pilotin Trudy Chacon), Joel Moore (Norm Spellman)

Die Geschichte ist bekannt und schnell erzählt: ein gieriger Konzern beutet, unterstützt von skrupellosen Militärs einen Urwald aus, schickt einen Kundschafter zu den Eingeborenen, der lernt Land und Leute schätzen, verliebt sich in seine Betreuerin und muss sich entscheiden, auf wessen Seite er in dem sich zuspitzenden Konflikt steht.

Die Variante bei Camerons Film sind die sogenannten Avatare, die aus Genen von Einheimischen und Menschen erschaffen wurden. Um sie zu steuern, legt sich der menschliche Genspender in eine Art Solarium, das den Geist in den Kunstkörper überträgt. Sobald ein Avatar einschläft, »erwacht« der Mensch und erstattet Bericht. Das Avatar bleibt so gut wie leblos an Ort und Stelle, bis Mensch sich wieder in den Apparat legt.

Was ich bisher an 3D gesehen hatte, wirkte nur wie billige Effekthascherei. Und bei dem ganzen Rummel im Vorfeld, den Infos (»blaue Elfen«, mehr als 60% des Films computergenerierte Bilder) und den Artikeln, die ich gelesen hatte(z. B. »Der mit den Schlumpfkatzen tanzt«), waren meine Erwartungen an den Film nicht besonders hoch.

An der Kinokasse dann die erste Überraschung: *zwei* Filme ausverkauft, »Soul Kitchen« und – »Avatar«. Glücklicherweise wurden nicht alle Vorbestellungen abgeholt und es kamen alle Wartenden ins Kino.

Die zweite Überraschung: Der Film hat mich komplett umgehauen. Die 3D-Sicht verleiht dem Geschehen eine Tiefe, dass die Leinwand wie ein Fenster in eine andere Welt wirkt; was der Film ja auch ist: der Star ist zweifellos der Mond Pandora. Man kann sich gar nicht satt sehen an diesen Wäldern mit den exotischen Tieren und Pflanzen, ist ständig nur am Gucken, Entdecken und Staunen. Und beim Ausflug in den Dschungel hat man durch die 3D-Ansicht das Gefühl, die Moskitos schwirrten einem direkt um die Nase herum.

Genauso sorgfältig sind Raumschiffe, Flugzeuge und die Kommandozentrale entworfen. Die gezeigte Technik ist vom Feinsten: so ist zum Beispiel das Personal anstelle von Bildschirmen mit halbtransparenten holografischen Anzeigen umgeben – da wirkt die Brücke des letzten Raumschiff-Enterprise-Films im Vergleich wie kalter Kaffee.

Natürlich hat Cameron Unmengen Teile aus der Filmgeschichte geklaut, natürlich ist die Mimik bei den animierten Charakteren immer noch weit von Schauspielern entfernt (wenn auch besser als alles bisher dagewesene). Aber bei diesem bildgewaltigen Werk ist das nebensächlich. Und bei den Actionszenen zeigt Cameron wieder einmal, wo der Hammer hängt.

Leider fand ich die Musik von James Horner, den ich sonst sehr schätze (»Star Trek 2«, »Titanic«), etwas schwach. Da ist kein einziges Thema dabei, das im Gedächtnis bleibt, die Komposition wirkt ungewohnt lieblos. Schade. Muss ich mir beim Online-Versender nochmal anhören.

Was ich James Cameron ein wenig übel nehme, ist, dass er Zoë Saldana (in der Hauptrolle als Eingeborene Neytiri) im Film hat und uns ihr »normales« Aussehen vorenthält.

Fazit: »Avatar« hat alles, was ein Film idealerweise bieten kann: für ein paar Stunden in eine fremde Welt eintauchen und den Alltag vergessen. Ein Film, der Maßstäbe setzt für das Action- und Science-fiction-Genre. Die neu entwickelten 3-D-Techniken und Effekte haben die Meßlatte für künftige Produktionen in schwindelerregende Höhen verschoben. Wie nach Spielbergs »Jurassic Parc« mit seinen lebensecht wirkenden Dinosaurieranimationen habe ich den Eindruck, dass eine grundlegende Neuerung geschehen ist.

Unbedingt anschauen, und unbedingt in 3D. Es lohnt sich!

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Gesetz der Rache

Normalerweise verfasse ich meinen Filmbericht am Tag nach dem Kinobesuch. Bei »Gesetz der Rache« (Law Abiding Citizen) habe ich über eine Woche lang überlegt, ob ich überhaupt etwas schreibe.

Der Film erzählt die Geschichte eines Familienvaters (Gerald Butler), dessen Tochter und Frau brutal (fast) vor seinen Augen ermordet wurden. Weil dem Staatsanwalt (Jamie Foxx) die Verurteilungsquote wichtiger als Gerechtigkeit ist, wird per Deal einer der Täter zur Todesstrafe, der andere – weil er gegen seinen Kumpan aussagt – nur zu einer Haftstrafe verurteilt. Darauf hin nimmt der Vater die Vergeltung in die Hand, wird geschnappt und beginnt selbst mit dem Staatsanwalt verschiedene haarsträubende Deals abzuschließen, um der Justiz ihre Blindheit vor Augen zu führen.

Das hätte mit einem besseren Drehbuch ein interessanter Film werden können. So hat er scheunentorgroße Löcher in der Handlung und man weiß hinterher nicht, ob man gestehen darf, diese Gewaltorgie gesehen zu haben – und wundert sich über die Freigabe ab 16 Jahren, während Filme wie »Savage Pampas« FSK 18 haben. Es gab keinen Symphatieträger, weder Staatsanwalt noch Bösewicht, vielleicht noch Colm Meany als Ermittler. Wenigstens streckenweise wars spannend, sonst wäre es ein Totalausfall gewesen.

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Illuminati

»Hurra, der Symbologe ist da.«

»Illuminati« (Angels and Demons), USA 2009

Regie: Ron Howard, Drehbuch: David Koepp und Akiva Goldsman nach dem Roman von Dan Brown, Kamera: Salvatore Totino, Schnitt: Daniel P. Hanley und Mike Hill, Musik: Hans Zimmer

Darsteller: Tom Hanks, Ewan McGregor, Ayelet Zurer, Stellan Skarsgård, Armin Mueller-Stahl

Der Film hat ein Problem: fast jeder hat das Buch gelesen und weiß ungefähr, was bei dieser Schnitzeljagd durch Rom kommt und wer’s war. Was könnte schlimmer sein bei einem Thriller?

Trotzdem ist der Film recht unterhaltsam geworden. Und Gott sei Dank hat man auf eine extrem unrealistische Szene aus dem Buch gegen Ende verzichtet. Die Schauspieler machen ihren Job ganz passabel, mehr nicht. Einzig Ewan McGregor ragt etwas hervor. Die Musik von Hans Zimmer ist ganz nett, die Ausleuchtung fand ich recht düster, die Kopie ziemlich körnig.

Ich hätte doch den Weg nach Karlsruhe zur englischen Originalfassung auf mich nehmen sollen, die Akzente mancher Personen waren in der Synchro extrem gekünstelt. Und es würde mich interessieren, wie der Film in der digitalen Version aussieht (außerdem hat es der Vorführer geschafft, die ersten paar Minuten das Licht anzulassen, naja, vermutlich ein Vorführer für ein Dutzend Säle).

Ganz passable Durchschnittsware, die man nicht gesehen haben muss. Das Buch ist allemal spannender!

3 von 5 Sternen.