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Jack Reacher


Niemand nennt ihn Jack. Immer nur Reacher. Schon der Filmtitel weicht vom Buch ab. Die Statur des Hauptdarstellers sowieso. Lee Child wird trotzdem vor Freude tanzen: wessen Roman wird schon mit Tom Cruise verfilmt?

Wer sich auf den Film einlässt, bekommt einen fast altmodischen Krimi serviert, aufgepeppt mit ein paar Actioneinlagen.

Werner Herzog als Bösewicht könnte gut sein, wenn ihm das Drehbuch nicht solch unglaubwürdige Szenen bzw. Dialoge beschert hätte. Robert Duvall ist Klasse, davon hätte ich gern mehr gesehen.

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Hänsel und Gretel: Hexenjäger

Irgendwie peinlich, an der Kinokasse Karten für Hänsel und Gretel zu kaufen. Wobei dieser Film mit dem Märchen wenig zu tun hat. Die beiden sind als in Lack und Leder gekleidete, bis an die Zähne bewaffnete Kopfgeldjäger unterwegs, die Hexen den Gar ausmachen.

Klingt bescheuert? Ist es auch. Früher hätte man das B-Movie genannt, heute Trash. Das Drehbuch umfasste vermutlich eine Din-A-5-Seite. Dafür durfte die Special-Effects-Abteilung so richtig Geld verpulvern. Und ja, 3D hat bei diesem Film tatsächlich einen Mehrwert: wenn einem bei einer Explosion die Brocken um die Ohren fliegen. Und davon gibt es viele.

Fazit: anspruchslose, comichafte Unterhaltung mit viel Getöse. Mir hats gefallen – weiterempfehlen kann ich den Film eher nicht.

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Django Unchained

Django (Jamie Foxx), buchstabiert: »D, j, a, n, g, o. Das D ist stumm.«
Amerigo Vassepi (Franco Nero, the REAL Django): »Ich weiß.«

Der Film des Jahres. Zu Recht mit Preisen überhäuft. Waltz, DiCaprio und Jackson spielen unglaublich gut. Foxx hat keine Gelegenheit zum Spielen – der muss meistens einfach nur cool oder grimmig gucken. Das macht er hervorragend.

Wie jeder Tarantiono-Film ist auch dieser nix für Zartbesaitete. Das Kunstblut fließt in Strömen. Hab ich noch in keinem Western gesehen: wenn jemand aus dem Sattel geschossen wurde, ist anschließend die Pferdemähne blutgetränkt …

Die Bilder von Robert Richardson sind wie immer großes Kino, die Filmmusik eine schöne Sammlung aus alten Italowestern. Und es gibt zum ersten Mal auch eine Komposition speziell für »Django Unchained« von Altmeister Morricone persönlich.

Credits

»Django Unchained« (2012)
Buch und Regie: Quentin Tarantino
Kamera: Robert Richardson
Montage: Fred Raskin
Musik: Ennio Morricone, Luis Bacalov, Riz Ortolani, Jerry Goldsmith u. v. a.
Darsteller: Christoph Waltz, Jamie Foxx, Leonardo DiCaprio, Samuel L. Jackson, Don Johnsson, Kerry Washington, Walton Goggins

PS: nach den Credits gibt es noch einen Satz.

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Gangster Squad

Squad ist keine Organisationsform der Polizei, sondern eine Bande. Hatte ich mißverstanden. Der Titel wäre also übersetzt Gangsterbande. Davon bekommt man im Film gleich zwei zu sehen: die Bösen, angeführt von einem grandios spielenden Sean Penn, den ich in seiner Maske fast nicht erkannt hätte. Und die der Guten: eine Polizeigruppe unter Führung von Josh Brolin, die Recht und Gesetz ignorieren und die bösen Jungs mit ihren eigenen Mitteln bekämpfen.

Gangster Sqaud kam mir wie einer der guten alten Schwarzweißfilme vor, nur eben in Farbe. Autos mit beeindruckenden Karossen, harte whiskeytrinkende Männer mit Anzug und Hut, Nachtclubs mit Bigbands auf der Bühne. Eigentlich eine B-Movie-Version von Brian DePalmas »Untoucables«.

Wie bereits geschrieben liefert Penn eine großartige Leistung, Brolin ist als kantiger Detektiv so überzeugend, als sei er wirklich in den 40ern Cop gewesen. Gosling hat mir ebenfalls gefallen, wie gewohnt cool und gutaussehend. Allerdings wirkt er mit Hut ein bisschen verkleidet. Robert Patrick (Terminator 2) habe ich gar nicht erkannt, hat mir als Westernsheriff gefallen. Überhaupt ist die Polizistentruppe gut besetzt.

Die Ausstattung ist gelungen – hätte man auf den Farbfilm verzichtet, könnte man tatsächlich glauben, der Film sei aus den 40ern. Macht Spaß zu sehen. Die Gewaltszenen fand ich übertrieben. Keine Ahnung, wie der Film FSK 16 bekommen hat. Auf diese Vierteilung in Cinemascope hätte ich gern verzichtet.

Vier von fünf Sternen.

Credits

»Gangster Squad« (2013)
Buch: Will Beall nach dem Buch von Paul Liebermann
Regie: Ruben Fleischer
Kamera: Dion Beebe
Montage: Alan Baumgarten und James Herbert
Musik: Steve Jablonsky
Darsteller: Josh Brolin (John O’Mara), Sean Penn (Mickey Cohen), Ryan Gosling (Jerry Wooters), Emma Stone (Grace Faraday), Robert Patrick (Max Kennard), Michael Peña (Navidad Ramirez) und Nick Nolte (Chief Parker)

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Iron Man 3

Schande über mich – »Iron Man 3« schon vor Wochen gesehen und nichts darüber geschrieben. Trotzdem kurz meine Meinung: Robert Downey jr. ist immer einen Kinobesuch wert. Und im dritten Teil hat er glücklicherweise viele Szenen ohne diesen dusseligen Anzug. Mit vielen wunderbaren ironisch-komischen Dialogen. Dazu ein großartiger Ben Kingsley … (nein, dazu verrate ich nichts).

Wer Comic-Verfilmungen mag, wird mit »Iron Man 3« bestens unterhalten. Die Verwendung von 3D fand ich wieder einmal ärgerlich; bringt wenig und macht den Kinobesuch teurer.

4 von 5 Sternen.

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Expendables 2

»Wer kommt denn noch? Rambo?!?«
Schwarzenegger beim Erscheinen von Chuck Norris

Inhalt

Kurzfassung: Krach-BUMMMM!

Langfassung: Rentner-Gang (die von der guten Fee die Nie-Nachladen-müssen-Maschinenpistolen geschenkt bekommen hat) metztelt einen zahlen- und materialmäßig überlegenen Gegner nieder.

Wenn man sich auf das, äh, Niveau einlassen kann, macht der Film einfach nur Spaß. Alle B-Film-Helden der Jugendzeit gleichzeitig auf der Leinwand: Willis, Schwarzenegger, Stallone, Chuck Norris, van Damme … Yippie-kay-yeh! Damit auch das Jungvolk bekannte Gesichter sieht, hat man Jason Statham (in wie immer großartigen Kampfszenen) und Liam Hemsworth eingebaut.

Die alten Herren werfen sich respektlos Zitate aus den Filmen der jeweils anderen an den Kopf und scheinen sich zu amüsieren. Außer vielleicht Stallone, der als Method Actor ständig den gleichen verkniffenen Gesichtsausdruck zeigt. Vielleicht haben ihm auch nur die Ohren geklingelt bei dem ganzen Geballere.

Damit die Recken halbwegs ansehnlich auf der Bildwand aussehen, hat irgendwer dem Kameramann den Reflexsucher geklaut. Damit er bei Nahaufnahmen die Entfernung schätzen musste. Außerdem wurde vermutlich auf 16mm-Material bei ständigem Gegenlicht gedreht. Gruselig bzw. grieselig.

Witziges Detail: anscheinend wurden Stallone UND Schwarzenegger von ihrer Standardstimme Thomas Danneberg gesprochen.

Solider Old-School-Actionfilm ohne Logik und Handlung, aber mit allen Helden, die vom Altersheim Freigang bekommen haben. Vier von fünf Sternen, weil ich manchmal sinnloses Herumgeballere mag.

Credits

»The Expendables 2«
Regie: Simon West
Buch äh, Heft: Richard Wenk und Sylvester Stallone
Kamera: Shelley Johnson
Montage: Todd E. Miller
Musik: Brian Tyler
Darsteller: Sylvester Stallone, Jason Statham, Jean-Claude van Damme, Nan Yu, Jet Li, Dolph Lundgren, Liam Hemsworth, Arnold Schwarzenegger, Bruce Willis und Chuck Norris

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Dark Shadows

Der Trailer versprach einen vergnüglichen Abend: ein Vampir, der nach 200 Jahren Gefangenschaft 1970 wieder ans Tageslicht kommt. Und mit den technischen Neuerungen und seiner schrägen Verwandschaft zu kämpfen hat.

Leider ist es eine Mogelpackung: der Film ist nicht wirklich eine Komödie (Was ist er eigentlich außer unentschlossen?). Die guten Gags hat man im Trailer schon gesehen.

An den Schauspielern liegt es nicht: Depp, Green, Carter und Haley spielen grandios. Dazu zwei Gäste, die ich nicht verraten möchte und eine eigentlich interessante Story – was für ein verschenktes Potential! Was sind die drei wichtigsten Dinge für einen guten Film? Ein gutes Drehbuch, gutes Drehbuch und ein gutes Drehbuch.

Drei von fünf Sternen. Aber nur wegen Johnny Depp und Eva Green.

»Dark Shadows« (2012)
Regie: Tim Burton
Buch: Seth Grahame-Smith und John August auf Basis der TV-Serie von Dan Curtis
Kamera: Bruno Delbonnel
Musik: Danny Elfman
Darsteller: Johnny Depp (Barnabas Collins), Eva Green (Angelique), Bella Heathcote (Victoria) , Michelle Pfeiffer (Elizabeth Collins), Helena Bonham Carter (Dr. Hoffmann), Jackie Earle Haley (Diener)

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Battleship

Hurrapatriotischer Navy-WerbefilmSchlachtschiffpornoTop Gun tritt ET in den Arsch

Wer sich davon nicht abschrecken lässt, bekommt »Schiffeversenken« satt, wie man es noch nie gesehen hat.

In die nicht von Explosionen erschütterten Filmminuten haben die Drehbuchautoren alle Klischees gestopft, die es gibt: Liebesgeschichte, Versager wird zum Held, Versehrter wird zum Held, Gegner werden Freunde und so weiter. Und sie haben darauf verzichtet, die wenigen Frauen (Rihanna!) als hysterische Kreischweiber einzusetzen. Wackelkamera gibts auch nicht.

4 von 5 Sternen. Trotzdem.

Ah ja: Nur im größtmöglichen Saal anschauen. Und Sitzabstand = halbe Leinwandbreite.

Credits

»Battleship« (USA 2012)
Regie: Peter Berg
Buch: Erich und Jon Hoeber basierend auf dem guten alten Spiel »Schiffeversenken« (sic!)
Kamera: Tobias A. Schliessler
Montage: Colby Parker jr., Billy Rich, Paul Rubell
Musik: Steve Jablonsky
Darsteller: Trägerkampfgruppe der US Navy, Schlachtschiff USS Missouri, Taylor Kitsch (Alex Hopper), Tadanobu Asano (Nagata), Rihanna (Raikes), Brooklyn Decker (Samantha Shane), Jesse Plemons (blonder Ausguck) und Liam Neeson (Admiral Shane)

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Drive

Ein junger Mann, der tagsüber in einer Autowerkstatt arbeitet und als Stuntfahrer beim Film jobbt, fährt nachts den Fluchtwagen für Gangster.

Nach einem Wohnungswechsel verliebt er sich in die Frau, die nebenan mit ihrem kleinen Sohn lebt. Als deren Ehemann aus dem Gefängnis entlassen wird und dessen Ex-Kumpane verlangen, dass er einen Raubüberfall begeht, bietet der Fahrer seine Unterstützung an.

Plakat

Was für ein Film! Am Ende saß ich noch minutenlang gebannt in meinem Sitz. Mit großer Wahrscheinlichkeit der Film des Jahres! (Ich weiß, dass es noch nicht einmal Februar ist)

Wahnsinnig gut fotografierte lange, ruhige Szenen. Perfekt sparsam beleuchtet. Man könnte fast jede Einstellung zum Poster verarbeiten. Dazu ein ausgezeichnet passender pulsierender, synthetischer Soundtrack mit einer Handvoll Gesangsnummern mit Ohrwurmqualität. Habe mir sofort die CD bestellt.

Ryan Gosling hat eine unglaubliche Leinwandpräsenz. Die fast wortlosen Szenen mit seiner Partnerin Carey Mulligan –ganz großes Kino. Überragend auch Albert Brooks als Bernie und – ungewohnt ohne Maske (»Hellboy«,»Der Name der Rose«) – Ron Perlman. Bei Bryan Crenston war ich von der Synchronisation irritiert. Roland Nitschke spricht üblicherweise Tommy Lee Jones. Diese Verbindung habe ich so gut im Ohr, dass ich ständig Mr. Jones vor Augen hatte.

Wegen der heftigen Gewaltszenen kann ich »Drive« nicht uneingeschränkt empfehlen; der Film hat völlig zu Recht keine Jugendfreigabe. Und die Fans von einfachen Autoverfolgungsfilmen wie »Fast an Fourious« werden auch enttäuscht sein.

Fünf von fünf Sternen. Wer Filme von Quentin Tarantino mag, wird »Drive« lieben!

»Drive«, 2011
Regie: Nicolas Winding Refn
Buch: Hossein Amini nach dem Roman von James Sallis
Kamera: Newton Thomas Sigel
Montage: Matthew Newman
Musik: Cliff Martinez
Darsteller: Ryan Gosling (Fahrer), Carey Mulligan (Irene), Bryan Crenston (Werkstattbesitzer), Albert Brooks (Bernie), Ron Perlman (Nino)

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Sherlock Holmes: Spiel im Schatten

Watson: »Was tun wir hier?!?«
Holmes: »Wir warten. Ich rauche meine Pfeife.«

Eigentlich wollte Dr. Watson (Jude Law) seine Flitterwochen genießen. Mit einem Freund wie Holmes (Robert Downey Jr.) gerät man schon auf der Anreise in die wildesten Schießereien. Und die Frau kommt auch gleich abhanden.

Macht nichts, Holmes und Watson zanken sich auch so wie ein altes Ehepaar, während sie das Verbrechergenie Professor Moriarty verfolgen. Diese Wortgefechte zwischen Holmes und Watson sind ein wenig zu langatmig. Der Film kommt erst in der zweiten Hälfte richtig in Schwung, macht dann umso mehr Spaß. Leider ist die Handlung recht unübersichtlich, im James-Bond-Stil mit viel Krach-Bumm. Inklusive Rettung der Welt.

Robert Downey spielt Holmes noch etwas überdrehter als im ersten Teil. Wie überhaupt bei dieser Fortsetzung alles nach dem Motto höher, schneller, lauter geraten ist. Jude Law und Stephen Fry sind großartig. Jared Harris wirkt ein bisschen zu brav. Und an Stelle von Noomi Rapace hätte ich lieber mehr von Miss Adler gesehen. Wie schon im ersten Teil war ich beim Abspann überrascht, dass Hans Zimmer den mit Country-Musikelementen versetzten Score komponiert hat. Das Morricone-Zitat bei der Reitsszene hat mir gefallen.

Knalliger Actionspaß mit Humor, etwas zu langatmig. 4 von 5 Sternen.

»Sherlock Holmes: Spiel im Schatten«
(»Sherlock Holmes: A Game of Shadows«, 2011)
Regie: Guy Ritchie
Buch: Michele und Kieran Mulroney, sehr frei nach den Romanen von Sir Arthur Conan Doyle
Kamera: Philippe Rousselot
Montage: James Herbert
Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Robert Downey Jr. (Holmes), Jude Law (Watson), Jared Harris (Moriarty), Stephen Fry (Holmes Bruder), Noomi Rapace (Simza), Paul Anderson (Scharfschütze)